Ursprüngliche Bergtour über Neustift

Zwölferspitze Nordgrat

Wandern und Kraxeln am Zwölfer. Die Zölferspitze ist Teil der Neustifter Sonnenuhr und über den Nordgrat führt ein einsamer Anstieg aus dem Autengrübl zu ihrem höchsten Punkt. Die Beschreibung dieser Tour zeigt auf, wie nahe im Stubai viel und wenig frequentierte Wege und Routen beieinander liegen.

4. August 2022

Als einer der Stubai7Summits ist der Elfer ein bekannter Ort. Sein heller Kalk ragt über den Wäldern von Neustift und dem Pinnistal bis auf 2.500 m Höhe und bildet einen starken Kontrast zu dem weiter südwestlich angrenzenden Habichtkamm. An der Zwölfernieder liegt die geologische Grenze zum Kristallin der Stubaier Masse, deutlich dünklerem Gestein, das besonders in den Bergen um den Habicht ein ruhiges Dasein genießt. Weit seltener als der Elfer wird der Zwölfer bestiegen. Sein Normalweg ist eine wunderbare Bergtour mit ein paar wenigen steilen Abschnitten im Gipfelbereich, sein Nordgrat ist weglos und eine schöne Option für eine Überschreitung.

Lesen Sie hier über die Besteigung der Zwöferspitze von der Autenalm. Wir gehen die Tour entgegengesetzt der üblichen Richtung, einzig und allein aus dem Grund, den Nordgrat im Abendlicht zu begehen und von dort die umliegenden Berge zu betrachten. Am Gipfel sitzend lohnt es sich das Fernglas mit zu haben, denn der Zwölfer vermittelt schöne Einblicke in die Bergwelt der Stubaier Alpen.

Hier beginnt diese Beschrebung - an der Autenalm.
Ausblick von der Terrasse nach Milders und ins Oberbergtal.

Von der Autenalm - hierher gelangt man übrigens leicht mit dem E-Bike - führt ein Wanderweg durch Bergwald an die Latschengrenze. Unterhalb der Elfertürme geht's Richtung Osten, immer ansteigend bis zur Elferhütte. Eine Etage höher verläuft ein schmaler Verbindungsweg zur Zwölfernieder. Einige Abschnitte dieses Wegs sind steil und absturzgefährlich, weshalb entsprechende Trittsicherheit für die Begehung erforderlich ist.

Blick aus dem Autengrübl zu Elferspitze und Elfertürmen.
Taleinwärts führt der Steig unterhalb von Felswänden zur Zwölwernieder. Man erkennt bereits den Zwölfer und seinen Nordgrat.
Nicht weniger schön, der Blick Richtung Norden, ins Vordere Stubaital. Paragleiter nützen die Abendthermik und genießen auf ihre ganz eigene Weise.
Die steile Nordseite des Elfer. Hier schlagen Herzen von Kletterern und Klettersteiggehern höher. Die Wände zählen einige sehr schöne Alpinkletterrouten in mittleren Schwierigkeitsgraden sowie einen spektakulären Alpinklettersteig.
Immer näher rücken Zwölfernieder (Bildmitte) und Zwölferspitze (rechts). Ganz hinten lugt der Habicht hervor.
Vorne, im Profil, der Nordgrat des Zwölfer. Die Villerspitzen und einige Gipfel um das Fotschertal bilden den Horizont.

An der Zwölfernieder beginnt der stets steiler werdende Gipfelanstieg. Über einen Steig mit leichten Kletterstellen (UIAA I-II) gelangt man zum höchsten Punkt.

Der Gipfelbereich der Zwölferspitze. Das steile, teils felsdurchsetzte Gelände erfordert gute Trittsicherheit.
Das Gipfelkreuz der Zwölferspitze mit Habicht im Hintergrund.

Oben angelangt nimmt man sich Zeit und blickt aussichtsreich in die umliegende Bergwelt. Wir drehen uns nun 360° und sehen Ausschnitte derer.

Beginnen wir hier - Blick über das Elfermassiv nach Osten, zur Kesselspitze, der Wasenwand und den dahinterliegenden Tuxer Alpen.
Der Olperer.
Die spektakulären Ilmspitzen. Auch an ihnen gibt es tolle Routen, eine davon ist der Ilmspitzen-Klettersteig.
Schwarzwandspitze, Roßlauf und Obernberger Tribulaun.
Einer der prominentesten Stubai7Summits - der 3.277 m hohe Habicht.
Hohe Villerspitze (3.097 m) - eine besonders schöne und ursprüngliche Bergtour von der Franz-Senn-Hütte aus. Auf sie begleiten wir im Zuge von Privatführungen.
Der höchste Punkt der Kalkkögel - die 2.808 m hohe Schlicker Seespitze. Vor ihr liegend, erkennt man den Hohen Burgstall (2.611 m).
Der Kreis schließt sich mit dem Blick Richtung Innsbruck und Karwendelgebirge.

Nun beginnt der Abstieg über den Nordgrat des Zwölfer. Nächstes Zwischenziel ist das Zindegg, ein besonderer Aussichtspunkt oberhalb der Autenalm. Der Grat ist nicht sonderlich schwierig (UIAA II), dennoch verlangt er von Begehern solide Trittsicherheit und etwas Übung im Umgang mit weglosem Gelände. Hier geht es klar nicht um Ästhetik oder Schwierigkeit, sondern um das Genießen eines Bergtages - und das ist unsere Kerndisziplin. Wir machen uns Gedanken, wie wir Natur- und Bergerlebnisse auf sichere und schöne Weise erlangen können. Wir tragen unser Wissen und unsere Erfahrung zusammen und beraten Kunden dabei, die für sie passende Tour zu finden. Und wir begleiten zu den bekanntesten, vor allem aber auch zu den ganz besonderen Orten in den Stubaier Alpen.

Im obersten Teil des Nordgrats. An dessen Fuß, das Zindegg.
Wegloses Blockgelände. Der Nordgrat ist keine Klettertour und keine Wanderung, sein Charakter beschreibt das Dazwischen.
Vorbei an zahlreichen Feuerstellen gelangt man tiefer. Feuerstellen deshalb, weil hier die Tradition der Herz-Jesu-Feuer gelebt wird und einmal jährlich der gesamte Nordgrat von heimischen Bergsteigern mit Lichtern versehen wird.

Irgendwann hört der Fels auf und man betritt flacheres Gelände mit Almrosenbewuchs. Die Sonne steht immer tiefer und taucht die Landschaft in sanftes, langwelliges Licht. Der Gang hinunzter zum Zindegg könnte schöner nicht sein. Bevor die Sonne hinter den Bergen im Westen verschwindet, bleibt Zeit tief durchzuatmen und den Moment in vollem Bewusstsein zu erleben.

Wer blinzelt hier wen an?
Besonders nachmittags und abends sind die Klettertouren an der Westseite des Elfer traumhaft schön.
Lichtflut.
Selbst an den höchsten Bergen des Stubai geht die Sonne irgendwann unter. Es ist mittlerweile 9 Uhr abends.
Ein schöner Bergtag geht mit der untergehenden Sonne zu Ende.

Wir möchten mit diesem Beitrag aufmerksam machen, dafür dass es in den Stubaier Alpen neben namhaften und bekannten Touren auch ganz ruhige und abgelegene Ziele gibt.

Bild Verfasser

Verfasst von

Matthias Knaus

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