30. Juli 2022
Eigentlich war der Plan, die klassische Stubaier Spaghettitour zu gehen. Diese ist eine wunderschöne zweitägige Hochtour, die einige der höchsten Berge des Stubaitals über eine originelle Route, durch eine hochalpine Landschaft am Grenzkamm zwischen Tirol und Südtirol verbindet. Die beiden potentiellen Hütten für die Übernachtung liegen auf italienischem Staatsgebiet, was sich interessanterweise sofort bemerkbar macht. Nicht nur Kaffee und Rotwein schmecken hier anders, aber das soll hier nicht das Hauptthema werden.
Kürzlich auftretende Starkwetterereignisse zwingen uns zur Abänderung unseres Vorhabens und wir entscheiden uns die Tour in umgekehrter Richtung zu gehen. Der Aufstieg auf den Wilden Freiger über die Nürnberger Hütte ist zwar etwas weiter, aber mit durchschnittlicher Kondition und etwas Akklimatisation gut an einem Tag machbar, vor allem wenn man am Vortag auf die Hütte aufsteigt und dort nächtigt.
Vom Signalgipfel des Wilden Freiger geht es über den gut versicherten Südgrat Richtung Becherhaus hinab und über ein Gletscherbecken mit einigen tiefen Spalten zur Müllerhütte (3.145m) - der zweithöchsten Hütte Südtirols. Die Hütte wird von guten Freunden bewirtschaftet, von Team-Bergführer Thomas Peer und seiner besseren Hälfte Heidi.
Die Müllerhütte (ital. Rifugio Cima Libera) liegt im Randbereich des Übeltalferners, dem mit 6,2 km² flächenmäßig größten Gletscher der Stubaier Apen. Die Hütte liegt auf italienischem Staatsgebiet und ist ein hervorragender Stützpunkt für Hochtouren und Ausbildungskurse.
Da das hintere Stubaital noch immer aufgrund eines Murereignisses gesperrt ist und ein Abstieg über das Gletscherskigebiet daher nicht in Frage kommt, entscheiden wir am zweiten Tag den Westgrat des Wilden Freigers zu klettern und anschließend wieder zur Nürnberger Hütte abzusteigen.
Im Abstieg wählen wir eine Variante und steigen über die Freiger Scharte und den Freiger See zur Nürnberger Hütte ab. Diese befindet sich in idealer Lage um den Gipfelerfolg und diese wunderbare Hochtour mit einem leckeren Mahl zu feiern.
Die Tour war Teil einer Privatführung. Der Wunsch der beiden Gäste war, in hochalpiner Landschaft unterwegs zu sein, Gletscher zu betreten und auf einem Dreitausendergipfel zu stehen. Nicht jeder Tag der Urlaubswoche sollte dem Bergsteigen dienen - auch im kühlen Nass der Schwimmbäder im Tal soll genügend Zeit verbracht werden. Durch eine individuelle Terminabsprache und der damit gewonnenen Wetterflexibilität halfen wir mit, die Zeit im Stubai zu einem wertvollen Vater-Sohn-Erlebnis werden zu lassem.
Stubaier Bergführer GesbR