21. Mai 2025
Wir erhalten regelmäßig Anfragen zu den Stubai7Summits. Kein Wunder, sind sie doch eine vom Stubai Marketing geförderte Maßnahme zur Lenkung des Alpintourismus und allgemein bekannter als andere Berge in den Stubaier Alpen. Räumlich verteilt, repräsentieren sie unterschiedliche Gebirgszonen - vorwiegend alpine und hochalpine. Man erreicht sie allesamt auf gängigen Routen und vorwiegend sind es die Verhältnisse die darüber entscheiden, ob man den jeweiligen Gipfel entspannt oder weniger entspannt erreicht.
Das Zuckerhütl ausgenommen, erreicht man jeden der Stubai7Summits auf gletscherfreien Routen. Ist man also erfahren und fitt genug, spricht grundsätzlich nichts dagegen, sich auch alleine auf den Weg zu machen. Am Gletscher seilt man sich an, womit das Zuckerhütl ein Ziel für Seilschaften bleibt. Zurück zur Ausgangsfrage: Wie schwer sind die Routen?
Hinweis: Wir beschreiben Schwierigkeiten in diesem Artikel anhand der Wander- und Hochtourenskala des SAC. Zur Erläiuterung bitte hier nachlesen.
Elfer
Man unterscheidet die Elferspitze (2.495m) und den Elferkofel (2.505m). Beide Gipfel verlangen (ab der Bergstation der Elferlifte) mittlere Kondition und das Fortbewegen auf einfachen, teilweise schottrigen Wanderwegen (T2). Die letzten paar Meter zum Gipfel der Elferspitze sind felsig und steil. Hier kommt man nur leicht kletternd hinauf. Am Gipfel ist verhältnismäßig wenig Platz und man sollte souverän mit der exponierten Lage zurecht kommen. 95% des Weges beschreiben eine Wanderung, die meist einfach empfunden wird. Der Elferkofel (2.505m) ist nur über Klettersteige (C) erreichbar. Er ist somit anspruchsvoller als die Elferspitze und verlangt das Mitbringen einer Klettersteigausrüstung.
Höhenunterschiede gesamt: 800 rauf, 800 runter (vom Tal aus 1.500), Schwierigkeiten: an der Elferspitze T2 und ca. 10m leichte Kletterei (UIAA II), am Elferkofel C.
STUBAIER BERGFÜHRER Tipp: Die Überschreitung des gesamten Elfermassivs von der Zwölfernieder bis zur Elferspitze. Man wandert morgens in schönster Landschaft zum Joch, legt sich dort die Klettersteigausrüstung an und beginnt das Labyrinth des Elfer zu erkunden. Teilweise spektakulär, mit unerwarteten Ein- und Ausblicken, geht's über den Elferkofel zum Gipfelkreuz der Elferspitze - eine vollständige und runde Sache. Wir besteigen den Elfer auch noch abends. Nach einer Klettertour oder einem Klettersteig gelangt man mit dem Mountainbike gelenkschohnend wieder ins Tal.
Hoher Burgstall
Hier war bereits Sir Edmunt Hillary unterwegs, bevor er sich aufmachte, den Everest erstzubesteigen. Der Hohe Burgstall wird üblicherweise von der Starkenburger Hütte aus erreicht - keine nennenswerten Schwierigkeiten, doch der gesamte Wanderweg von der Hütte hinauf zum Gipfel verläuft in steilem Gelände (T3). Die schwierigsten Passagen sind mit Stahlseilen versichert. Ist man trittsicher genug - vor allem auf den letzten Metern - sollten Anstieg und Abstieg gut gelingen. Der Hohe Burgstall kann auch von der Bergstation Kreuzjoch aus erreicht werden. Die Schwierigkeiten dieser Route sind geringfügig höher einzuschätzen, der Weg ist insgesamt länger.
Höhenunterschiede gesamt: 300-600 rauf, 300-600 runter, Schwierigkeit: T3.
STUBAIER BERGFÜHRER Tipp: Eine Skitour zum Hohen Burgstall. Entweder vom Skigebiet aus (Schlick2000) oder über die Kaserstattalm und die oft strahlenden "Goldsuttn". Der Hohe Burgstall ist einer der feinsten Skigipfel im Stubai.
Serles
Die Serles (2.718m) ist weitbekannt und ein wunderbarer Aussichtsberg. Auf sie gelangt man wahlweise von Maria Waldrast (Wipptaler Seite) oder über Wildeben (Stubaier Seite) - beides wunderbare Orte. Bis zum Serlesjöchl führen einfache Wanderwege (T2), die Stubaier Seite ist etwas schottriger und steiler. Oberhalb des Jochs sind kurze Felspassagen zu überwinden (T3), eine Leiter und wenige Passagen mit Stahlseilen und Trittbügeln erleichtern die Fortbewegung im Steilgelände. Manche Tritte sind aufgrund der hohen Begehungsfrequenz glatt poliert, auch liegt manchmal Schotter am Weg, der gewisse Rutschgefahr birgt.
Höhenunterschiede gesamt: 950-1.100 rauf, 950-1.100 runter (vom Tal aus 1.700), Schwierigkeit: T3.
STUBAIER BERGFÜHRER Tipp: Für die Serles sollte man sich zwei Tage Zeit nehmen - eine Überschreitung, ausgehend von Wildeben, bietet sich an. Gelangt man im Abstieg nach Maria Waldrast, kann der Weg bis zur Serlesbahn fortgesetzt werden. Wir lieben auch den ruhigen Weg über den Sonnenstein und das "Marmorspitzl" (T5), den Ostgrat (UIAA III, Alpinkletterei/Bergsteigen) und besonders auch die Skitour auf die Serles.
Rinnenspitze
Die Rinnenspitze liegt im Tourengebiet der Franz-Senn-Hütte und ragt ganze drei Meter über die Dreitausendergrenze. Sie liegt am Grenzkamm zwischen Alpein und Lüsens und beschert Ausblicke zu Gletscherbergen. Neben dem Normalweg gibt es keine nennenswerten Alternativrouten. Von der Hütte folgt man dem markierten Wanderweg (T2) bis zum Rinnensee. Oberhalb dessen wird's steiler und ab Erreichen der Stahlseile am Gipfelaufbau bewegt man sich ausschließlich in Felsgelände (T4). Die Stahlseile dienen primär zum Festhalten, man kann jedoch auch eine Klettersteigausrüstung verwenden - wenig Erfahrene sollten sie (Helm ausgenommen) auf jeden Fall dabei haben.
Höhenunterschiede gesamt: 850 rauf, 850 runter (vom Tal aus 1.600), Schwierigkeit: T4.
STUBAIER BERGFÜHRER Tipp: Mit oder ohne Übernachtung - die Franz-Senn-Hütte mit ihrer sonnigen Terrasse ist stets ein von uns gern genützter Stützpunkt. Besonders schön ist es, wenn man bereits früh zum Gipfel aufsteigt oder ihn abends erreicht. Für die jeweils zweite Tageshälfte gibt es im Alpein etliche Möglichkeiten (kurze Klettersteige, Rundwanderungen).
Habicht
Den Habicht (3.277m) an einem Tag zu besteigen (und auch wieder ins Tal zu gelangen) ist konditionell äußerst herausfordernd. Es empfiehlt sich daher, auf der Innsbrucker Hütte zu übernachten. Von ihr aus erreicht man den Gipfel über den markierten Normalweg in ca. drei Stunden. Die Anforderungen sind vergleichsweise etwas höher als bei den bereits beschriebenen Stubai7Summits. Am Habicht gibt's insgesamt mehr Steilgelände und etliche Passagen erfordern Trittsicherheit und grundlegende Erfahrung auf alpinen Wanderwegen (bis T5). Die schwierigsten Stellen sind mit Stahlseilen versichert, aufpassen sollte man vor allem bei Vorhandensein von Altschnee.
Höhenunterschiede gesamt: 900 rauf, 900 runter (vom Tal aus 2.200)
Schwierigkeiten: T5
STUBAIER BERGFÜHRER Tipp: Eine zweitägige Kombi-Tour. Mit dem eMTB zur Innsbrucker Hütte, an einem Tag zum Habicht, am anderen über den Klettersteig zur Inneren Ilmspitze.
Wilder Freiger
Der Wilde Freiger (3.418m) liegt an der Grenze zwischen Nord- und Südtirol, am vergletscherten Alpenhauptkamm. Vom Stubai aus, erreicht man den Gipfel über die Nürnberger Hütte oder die Sulzenauhütte ohne Gletscherberührung. Altschneefelder sind bei diesen Anstiegen üblicherweise bis in den Sommer vorhanden. Die Wege sind markiert und moderat. Aufpassen sollte man vor allem im oberen Bereich, in dem die seitlich abschmelzenden Gletscher das Gelände geringfügig permanent verändern. Der Wilde Freiger ist mehr Bergtour als Wanderung und man benötigt gute Trittsicherheit und einen entsprechenden Blick im Gelände, um die Besteigung geniessen zu können. Hochalpin präsentiert sich die Südseite des Berges. Von zwei hoch gelegenen Hütten (Becherhaus und Müllerhütte) ist der Wilde Freiger über Fels und Gletschereis (T5/WS) erreichbar.
Höhenunterschiede gesamt: 350-1.250 rauf, 350-1.250 runter (vom Tal aus 2.100)
Schwierigkeiten: T4-T5/WS
STUBAIER BERGFÜHRER Tipp: In Verbindung mit einer Übernachtung am Becherhaus oder auf der Müllerhütte ist der Wilde Freiger besonders schön. Man kann ihn auf unterschiedlichste Weise überschreiten, sogar grenzüberschreitende Wege bis ins Passeier oder Ridnaun sind möglich. Für ausdauernde Skitourengeher:innen ist eine Skitour sehr lohnend.
Zuckerhütl
Das Zuckerhütl (3.505m) wird immer rarer. Grund dafür sind Permafrostveränderungen und die damit einhergehenden, sehr wechselhaften Bedingungen am Berg. Rückblickend auf die letzten Jahre kann man sagen, dass das Zuckerhütl am besten im Winter (im Zuge einer Skitour) bestiegen wird, im Sommer meidet man den stets brüchiger erscheinenden Gipfelaufbau zunehmend. Die benachbarte Pfaffenschneid (3.498m) gilt als Westgipfel des Zuckerhütl. Auf ihr befindet sich die Stempelstelle, die weit weniger risikoreich erreicht werden kann als jene am Hauptgipfel (WS). Ausgehend von den Seilbahnen am Stubaier Gletscher, besteigt man das Zuckerhütl im Rahmen einer Tagestour. Man sollte jedoch berücksichtigen, dass man sich mehrere Stunden in großer Höhe aufhält, was die Tour trotz vergleichsweise geringer Höhenunterschiede anstrengend macht.
Höhenunterschiede gesamt: 800 rauf, 800 runter
Schwierigkeiten: WS
STUBAIER BERGFÜHRER Tipp: Will man auf das Original - eine Skitour. Will man im Sommer ein Gletschererlebnis und einen schönen Aussichtspunkt - die Pfaffenschneid bzw. sich mit dem Westgipfel begnügen. Seit 2024 gibt es eine neue Route von der Sulzenauhütte. Diese ist anspruchsvoll und erlebnisreich und zählt mit zu unseren Schätzen :-)
Fazit
Ob nun ohne oder lieber mit Begleitung durch eine/n Bergführer:in bleibt Ermessenssache. Man sollte sich dem Ziel entsprechend ehrlich einschätzen und gut abwägen. Den meisten Interessent:innen können wir gut dienlich sein, bespielsweise im Zuge der Stubaier Spaghettitour, einer zweitägigen Hochtour, bei der man die Pfaffenschneid bzw. den Westgipfel des Zuckerhütl und den Wilden Freiger erreicht. Auch auf den Habicht begleiten wir öfter, meist mit Treffpunkt auf der Innsbrucker Hütte. Die Normalwege von Elfer, Hohem Burgstall, Serles und Rinnenspitze eignen sich sehr gut, um Erfahrung zu sammeln und eigenverantwortlich unterwegs zu sein. Ein wichtiger Grundsatz bei allen Unternehmungen bleibt, dass man auch immer umdrehen kann, falls die Ansprüche zu hoch sind oder man dem Berg bei ungünstigen Verhältnissen begegnet. Unsere Aufgabe bleibt, stets ein schönes und sicheres Bergerlebnis zu gewährleisten - dieses planen wir gewissenhaft und individuell.
Stubaier Bergführer GesbR