Fünf Skitourentage mit Stützpunkt in Kühtai

Skitourentage Kühtai

Kühtai ist ein hervorragender Stützpunkt für Skitourengeher. Das erfuhr im Januar eine Gruppe mit Stammkunden, die wir bereits in exotische und entlegene Destinationen begleiten durften. Die Wahl für Kühtai ergab sich aus dem Umstand, dass durch die Pandemie immer noch Reiseeinschränkungen drohten, und somit keiner der Teilnehmer eine ferne Reise buchen wollte. Im "Jännerloch" Tirols hatten wir mit einer sehr variablen Schneedecke zu tun, was direkten Einfluss auf unsere Tourenziele nahm. Eines wollten wir unseren Teilnehmern unbedingt zeigen - nämlich die Vielfalt und den Komfort von Skitouren mit Basis auf 2.020 m Seehöhe.

10. bis 14. Januar 2022

Der erste Tag bringt bescheidenes Wetter. Kaum ein Gipfel ist vom Tal aus zu sehen und an unserem Treffpunkt in Haggen drücken Wolken und Niederschlag durch das Kraspestal nach unten. Nach herzlicher Begrüßung trotten wir das Tal einwärts bis zur Ersten Zwing. Wir hoffen oberhalb dieser passable Bedingungen vorzufinden, doch der Wind hat das seinige getan und die mehrmals unterbrochene Schneedecke beträgtg nur wenige Zentimeter.

Im Anstieg oberhalb der Ersten Zwing ins Steintal. Ob dieses, mit seinem Namen und den Bedingungen, heute das richtige Tourenziel ist?
Schwarz-Weiss. Wenigstens sieht man etwas mehr.

Wir entscheiden durchzubeißen, d.h. trotz miserabler Verhältnisse höher zu steigen. Warum? Weil keine unmittelbare Gefahr droht und weil uns nach der Anreise nach Bewegung ist. Einige kamen in dieser Saison noch kaum zum Tourengehen und allein das Privileg draußen zu sein, motiviert. Zudem gibt's in Haggen eine gemütliche Alm - die wollen wir im Anschluss besuchen.

Das Steintal - Nomen est omen.
Im Anstieg zu den Steintalspitzen.

Der Gipfelhang der Steintalspitzen ist steil. Massig Triebschnee liegt in ihm und wir entscheiden umzukehren. Das Schöne mit Stammkunden ist, dass man sich kennt und Entscheidungen wie diese allgemeine Zustimmung finden.

Die Abfahrt geht besser als gedacht und auch unsere Skier tragen keine Andenken mit.

Der zweite Tag verläuft ganz anders. Wir blicken aus dem Fenster unserer Apartments und stellen fest, dass der im Wetterbericht angekündigte schöne Tag eingetroffen ist. Im Selbstversorgerstil wird gefrühstückt und das nächste Tourenziel besprochen. "Hausberge" sollen es sein, und besserer Schnee als gestern wäre auch nicht schlecht. Da bieten sich das nah gelegene Mittertal an.

Die beiden Karlesspitzen und rechts, die Schafzoll.

Eine kurze Fahrt und der Ausgangspunkt an der Staumauer des Speicher Längental ist erreicht. Der Loipe entlang überqueren wir die Dammkrone und zweigen ab, in das idyllische, mit Zirben bewaldete Mittertal.

Hier bläst noch der Wind. Sobald wir um die Ecke biegen, beruhigt er sich.
Die Schafzoll mit ihren idealen Skihängen im Morgenlicht.

Wir sind früh dran. Und das kommt uns zugute. Die Schafzoll, ein viel besuchter Klassiker, steht beinahe unverspurt vor uns und schreit förmlich nach einer Befahrung. Im noch schattigen Talboden wenden wir uns Richtung Westen und steigen auf, zu den weiten, schön geneigten Gipfelhängen.

Ganz hinten im Tal, die markanten Mittertürme.
Die ersten Sonnenstrahlen tun gut. Besonders schön ist der gesunde Zirbenwald im unteren Teil der Route.
Immer weniger Bewuchs, immer freier das Gelände.

Zirben sind die am höchsten wachsenden heimischen Nadelbäume. Beinahe erreichen sie an der Schafzoll Gipfelniveau, und dieses liegt bei etwa 2.400 Meter. Mit jeder Spitzkehre wird's aussichtsreicher und die Vorfreude auf die erste Abfahrt im Pulverschnee nimmt zu.

Am Fuß des großen, weiten Gipfelhangs.
Blick zurück nach Kühtai und dem Speicher Längental.
Wunderbar! Die letzten Meter am Gipfelgrat mit Aussicht zu beiden Seiten und dem Gipfel zum Greifen nahe.

Für die Abfahrt fällt die Wahl auf die steile Ostflanke. Nur selten ist diese in gutem Zustand, doch heute passt's. Herrliche Schünge im sonnigen Pulverschnee sind die Belohnung für den Aufstieg.

Die Ostflanke der Schafzoll in Bestform - ein höchst seltener Genuss

Wieder im Tal angekommen, fellen wir ein zweites Mal auf. Im Mittertal lassen sich etliche der Anstiege kombinieren und wir wollen noch etwas weiter ins Tal vordringen, um die Karlesspitzen näher zu betrachten.

Pittoresker Blick aus dem Zirbenwald ins Mittertal, mit den Mittertürmen ganz hinten.
Anstieg zur Vorderen Karlspitze. Die dunkle Pyramide im Hintergrund ist der beinahe 3.000 m hohe Zwöferkogel.

Mit dem Mittertal haben wir am heutigen Tag Gold gefunden. Eine üppige Schneedecke und spannungsarmer, pulvriger Schnee bieten ideale Voraussetzungen um nach Herzenslust zu spuren. Wir entscheiden uns für den Anstieg zur Vorderen Karlesspitze und haben bereits jetzt die Abfahrtslinien im Auge. Am Gipfel halten wir uns nur kurz auf, denn der Bauch meldet sich und wir wollen unbedingt noch zur Dortmunderhütte.

Im Flachstück unterhalb der Gipfelflanke.
Was für ein Unterschied zu gestern. Herrliche Abfahrt im Pulverschnee, nach zwei tollen Aufstiegen und viel Sonnenschein.

Tag Drei bringt uns ins Lüsenstal. Dort sind die Touren erheblich länger als um Kühtai und wir wollen heute eine richtig lange Hochwintertour unternehmen. Bereits früh - und bei beinahe 20° Minus - gehen wir vom Alpengasthof der Loipe entlang taleinwärts. Es folgt ein Aufstieg in bissiger Kälte bis unterhalb des Westfahlenhaus, und von dort bleiben wir nicht mehr stehen, bis wir die ersten Sonnenstrahlen weit hinten im Tal erhaschen. Ein besonderes Gefühl.

Ein ganzes Tal ohne Spuren. Rechts hinauf zweigt die Route zum Hohen Seblaskogel ab, den wir ins Auge gefasst haben.

Der Hohe Seblaskogel ist ein stattlicher Dreitausender mit interessantem Skigelände. Über einen Riesenhang erreichen wir die Reste des Grüne-Tatzen-Ferners. Wir gehen gemütlich, denn wie gesagt, so richtig viele Meter hat heuer noch keiner in den Beinen.

Im letzten, kleinen Hochtal vor dem Gipfelaufschwung. Die Sonne ist hinter einem Felsrücken verschwunden und es ist wieder bitterkalt.
Beinahe arktische Stimmung am Grüne-Tatzen-Ferner.

Vom Skidepot gelangen wir in Stapferei zum höchsten Punkt. Im späten Nachmittagslicht stehen wir oben, alleine und ohne viele Worte. Wir sind weit weg, unter uns, mit einem Glücksgefühl im Herzen. Für manche war dieser Aufstieg die Grenze des Möglichen, und genau deshalb sind wir so beeindruckt und dankbar.

Der alpinistische Höhepunkt unserer Tage im Kühtai. Am Gipfel des 3.235 m hohen Hohen Seblaskogel.

Es bleibt Zeit, die Berge rundum zu betrachten. Die Sicht ist klar und weit entfernte Gebirgsgruppen grüßen. Nachdem die Sonne bereits tief steht und der Weg ins Tal lang ist, machen wir uns auf den Weg.

Blick zum Breiten Grieskogel und zum benachbarten Larstigkogel.
Gipfelpanorama nach Südwesten. Zu viele Namen um sie hier zu listen.
Gegenüber von uns, Lüsenser Fernerkogel und Rotgratspitze. Der Skifahrer im Geist sieht ganz genau hin.
Die letzte Sonne vor der langen Abfahrt hinab nach Lüsens.
Der Mond kündigt die Dämmerung an.

Am Ende des Tages purzeln wir mit roten Backen, ausgemergelt aber überglücklich in den Alpengasthof Lüsens. Dort werden wir hervorragend verköstigt und der Wirt erzählt uns von seinem ersten Jahr hier als Pächter. Auf jeden Fall ein Einkehrtipp wenn man hier Touren macht.

Nach dieser Gewaltstour wollen wir an den letzten beiden Tagen gemütlich Touren. Eine Halbtagestour auf den Wannenkogel und anschließendes Wellness-Erlebnis im Aquadom sind ein ideales Programm für den Folgetag. Am Wannenkogel geht's so zu...

Am letzten Tag überschreiten wir den Pirchkogel nach Norden und fahren eine schöne Abfahrtsvariante ins Stamser Karle ab.

Immer noch guter Schnee an der Nordostseite des Pirchkogels.
In Gipfelnähe. Im Hintergrund erkennen wir einige Ziele, die wir schon gemeinsam besucht haben.
Abfahrt ins Stamser Karle. Auch wenn hier etwas weniger Schnee liegt als an den vorherigen Tagen, die Schwünge machen dennoch enorm viel Spaß.

Ein zweiter Anstieg führt zurück an die Westseite des Pirchkogels. Dort sitzen wir in der Sonne, jausnen bis kein Proviant mehr übrig ist, und schwingen im herrlichen Sulz hinunter nach Marlstein.

Im zweiten Anstieg des Tages.
Oh, was für eine Freude zum Schluss! Besser könnten die Skitourentage in Kühtai nicht enden.
"Cremig" würde diese Schneeart wohl am besten beschreiben.

Nachdem wir derartig viel Spaß in Kühtai hatten, werden wir auch im kommenden Winter dort Skitouren anbieten. Schreiben Sie uns wenn Sie Lust dazu haben und wir zeigen Ihnen die Skitourenzuckerln der Region.

Bild Verfasser

Verfasst von

Matthias Knaus

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