Eine Skitour zwischen Sulztal und Alpein.

Die Wildgratscharte

Die Wildgratscharte (3.170 m) ermöglicht den Übergang zwischen der Amberger Hütte im Sulztal und der Franz-Senn-Hütte im Alpein. Als Skitourengeher:in erlebt man in ihrem Umkreis einiges: Weite Kare mit herrlichen Hängen, etliche Dreitausendergipfel und zwei vergletscherte Hochtäler. In diesem Artikel wird diese Skitour mit wertvollen Hinweisen beschrieben.

8. März 2024

Vorab: Die Bedingungen an der Wilgratscharte ändern sich laufend. Ist man früher mit wenig Höhenunterschied von einer Seite auf die andere gelangt, so gilt es heute beiderseits Steilgelände zu überwinden, teilweise sogar am Seil. Anfang März 2024 erreichten wir den Übergang im Zuge einer Überschreitung und der Artikel zeigt die Bedingungen an diesem Tag. Erkundigen Sie sich vor Antritt der Tour!

Beginnen wir mit diesem Bild: Es ist abfotografiert und als Aushang auf der Amberger Hütte zu sehen. Gut erkennbar ist der rot markierte Sommerweg auf der Alpeiner Seite, der im Winter NICHT üblich ist. Über eine Schneerampe gelangt man knapp südlich der Scharte tiefer. An den Randfelsen sind Bohrhaken und teilweise sogar Ketten befestigt.

Winterroute an der Wildgratscharte (Bild: Christoph Stern)

Von der Amberger Hütte geht es durch den eindrucksvollen, flachen Abschnitt der Sulze taleinwärts. Steil ragen die Berge zu beiden Seiten empor und weiter hinten im Tal kann man bereits den Sulztalferner spüren. Am Eingang zum Schwarzenbergkar ändert sich die Neigung abrupt. Über schöne, mittelsteile Hänge gelangt man in den Mittelteil des Anstiegs.

Aufbruch. Der Talboden trägt den Namen Sulze.
Über die gegenüberliegende Trogschulter gelangt man zu Kuhscheibe und Murkarspitze, oder zum Atterkarjöchl.
Links der Sulztalferner, daneben Wilde und Kleine Leck, rechts der Wannenkogel.
Die erste Stufe liegt hinter der Gruppe. Über einen flachen Mittelteil gelangt man weiter ins Schwarzenbergkar.
Hinten rechts, die Wilde Leck. Etwas davor, der Bockkogel mit dem darunterliegenden gleichnamigen Ferner.
Man macht stetig Höhe und die Landschaft wird immer eindrucksvoller.

Auf knapp 3.000 m Seehöhe ist der Schwarzenbergferner erreicht. Wir seilen hier an, denn das Seil ist dabei und Gletscher ist Gletscher. In Wintersaisonen mit wenig Schnee oder bei frühwinterlichen Verhältnissen auf einzelne Spalten achten, insgesamt gutmütig. Linkerhand rückt der Schrankogel Ostgrat immer mehr ins Bild, später auch die NO-Flanke. Vor einem öffnet sich das weite Gletscherbecken des Schwarzenbergferners, das vom Schrandele im Norden abgeschlossen wird. Ein relativ einfacher Skigipfel ist der 3.327 m hohe Schrankarkogel, zwischen den beiden genannten Bergen. Rechterhand dominieren die Schwarzenberg- und Wildgratspitzen - schroffe, steile Berggestalten.

Kleiner Exkurs: Neben der Wildgratscharte ist auch das Schwarzenbergjoch als Übergang möglich. Bei viel Schnee und sicheren Bedingungen, eine gute Option. Bei wenig Schnee heikel, denn loses Gestein zu beiden Seiten der Scharte erhöht das Risiko.

Schwarzenbergjoch.
Schrankogel (links) und Schrankarkogel (rechts). Der Normalweg zum Schrankogel im Winter führt von der markanten Schulter über den steilen Ostrücken nach oben.
Schrandele (links) und Nördliche Wildgratspitze (rechts). Die Wildgratscharte ist noch nicht sichtbar, liegt aber noch vor der Nördlichen Wildgratspitze.
Im weiten Gletscherbecken. Links, die schroffe Westliche Schwarzenbergspitze.
Man hält sich im Aufstieg an der orographisch linken Seite des Gletschers.
Schrankogel mit NO-Flanke.
Schrankarkogel (3.327 m).
Im letzten flachen Abschnitt vor der Wildgratscharte.
Blick zurück ins weite Becken des Schwarzenbergferners.
Bis zum Übergang in die Felsen ist ein Aufstieg mit Skiern möglich.

Die letzten Meter zur Scharte sind felsig und steil. Bei guter Schneelage kann man eine Rinne hochstapfen. Ist diese unangenehm, gibt's links eine mit Stahlseil versicherte und markierte Route.

Ein Stahlseil erleichtert die steile Einstiegspassage.
Beim gut sichtbaren Markierungspunkt.
Ab diesem Punkt wird das Gelände flacher.
Zuletzt über Blockwerk zur Scharte.

An der Wildgratscharte angelangt, öffnet sich der Blick ins Alpein. Der Alpeiner Ferner, Ruderhofspitze und Seespitzen sind Blickfänge. Man spürt die Steilheit der Abstiegsseite und kann schon mal spähen, ob Sicherungspunkte sichtbar werden. Der Abstieg erfolgt wie eingangs erklärt nicht über die Sommerroute, sondern etwas weiter südlich davon. Eine nach unten steiler werdende Rampe ermöglicht den Abstieg zum Alpeiner Ferner. Rechts an den Felsen sind genügend Sicherungspunkte vorhanden, nicht immer sind sie schneefrei. Bei genügend Schnee und guter Skitechnik kann abgefahren werden, bei hartem Schnee oder Vereisung ist Abseilen erforderlich. Wir verwendeten an diesem Tag eine 30m Leine, wobei die Gruppe teilweise abgeseilt wurde und der Bergführer am langen Seil folgte.

Ruderhofspitze (3.473 m)
Abstieg zur ersten Kette.
Gesichert hinab bis zur nächsten.
Und unten raus mit bereits angeschnallten Skiern.
Links die Winterroute, rechts die Sommerroute.
Hier beginnt der Abfahrtsgenuss. Für uns an diesem Tag leider nicht, denn der Schnee war windverpresst und harschig.
Neben der Schneequalität gibt's aber auch den Aspekt der landschaftlichen Reize - und mit diesem punktet dieser Abschnitt besonders.
Die Hänge unterhalb der Wilgratscharte gehören zu den schönsten im Alpein. Man sieht sie weit hinten im Tal, wenn man abschließend auf die Franz-Senn-Hütte gelangt.
Mal steiler, mal flacher, gelangt man tiefer.
Man erkennt bereits den flachen Talboden vor der Franz-Senn-Hütte mit dem Höllenrachen. Über mittelsteile Hänge gelangt man dort hinab.
Gut waxeln, gut und früh genug Schuss fahren, und gut schieben.
Belohnung.

Die Ankunft auf der Franz-Senn-Hütte ist immer etwas Besonderes. Scheint die Sonne, lädt die Hüttenterrasse zum Geniessen ein - von ihr aus sieht man fast bis zur Wildgratscharte und einen Großteil der Abfahrt. Der beschriebene Abschnitt ist auch im Zuge einer Tagestour vom Stubaier Gletscher aus möglich: Wir nennen sie "Die Lange" und bieten sie bei unseren Wintertouren an.

Danke Team Fankhauser für die tolle Infrastruktur im Bereich eurer Hütte!

Bild Verfasser

Verfasst von

Matthias Knaus

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